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(Des)-Informations-Gesellschaft 2000

Information wird zum "Erdöl" des neuen Jahrtausends.
worldinformation.org wollen dafür sorgen, dass die "Benzinpreise" auch
für Normalsterbliche leistbar bleiben.


Simon Hadler
"ORF Kultur"-online, 24.06.2000, per media observer


Information ist die heiße Ware des 21. Jahrhunderts. Militärs und
Regierungen sind in Sachen Informationsbeschaffung durch ihre
"Intelligence Agencies" (Geheimdienste) relativ up to date. Die
Wirtschaft zieht nach, vor allem im Internet: Kaum eine Kommerz-Website,
die nicht Cookies setzt oder sonstwie Informationen über ihre User
sammelt.

Informationsgesellschaft?!

Damit Informationen aber nicht nur als reines Mittel zum jeweiligen
politischen Zweck oder als Marketing-Tool enden, wird jenen
Entwicklungen von Seiten der Zivilgesellschaft nun eine zentrale
"Cultural Intelligence Agency" gegenübergestellt: world-information.org
(http://www.world-information.org/).

Das Projekt wird von Public Netbase t0 im Rahmen der Europäischen
Kulturstadt Brüssel 2000 (http://www.brussels2000.be/) unter der
Patronanz der UNESCO (http://www.unesco.org/) realisiert und verläuft
auf mehreren Ebenen. Von 30. Juni bis 30. Juli finden in Brüssel die
drei Ausstellungen "World-Infostructure-Exhibition", "Future Heritage
Expo" und "World-C4U-Exhibition" statt.

Landkarte der Informationsflüsse

Die "World-Infostructure-Exhibition" führt zu den technischen,
politischen und kulturellen Grundlagen der weltweit vernetzten
Gesellschaft. Auf dem Weg vom Alphabet zum Internet lassen sich die
historischen Entwicklungslinien der Informations- und
Kommunikationstechnologien nachvollziehen. Die Ausstellung zeigt, wie
Informationsressourcen weltweit verteilt sind, wo und wie die
Datenströme auf dem Erdball verlaufen, und auf welchen Grundlagen die
"New Economy" beruht.

Hilfe für zukünftige Archäologen

Mit der "Future Heritage Expo", dem zweiten Ausstellungsteil, lädt
world-information.org zur Auseinandersetzung mit dem Kulturerbe von
morgen ein: den vielfältigen Ausdrucks- und Arbeitsformen, die sich
Künstler im Umgang mit Informationstechnologien und elektronischen
Netzwerken angeeignet haben. Als wegweisende Künstler sind unter anderem
RTMark (USA, http://www.rtmark.com/), Mongrel (UK), Ingo Günther
(GER/USA, http://www.critical-art.net/), das Critical Art Ensemble (USA)
oder Marko Peljhan vertreten. Das Gros der Künstler ist persönlich
anwesend und hat zum Teil spezifische Arbeiten für world-information.org
entwickelt.

Big Brother, der Echte

Die "World-C4U-Exhibition" steht ganz im Zeichen der neuesten
Sicherheits- und Kontrolltechnologien. Command, Control, Computer und
Communication sind die Stichworte für die hautnahe Begegnung der
Besucher mit Technologien wie elektronische Stimmerkennung, digitaler
Fingerabdruck oder Iris-Scan. Die Besucher hinterlassen während des
Rundganges durch die Ausstellung ihre individuellen Datenspuren im
integrierten Closed Circuit TV System und werden mit ihren virtuellen
Doppelgängern konfrontiert.

World InfoCon

Zur Vertiefung der Ausstellungsthemen und zur Intensivierung der
Diskussion lädt world-information.org zu einer Serie begleitender
internationaler Konferenzen, Symposien und Expertentreffen im Centre
Brussels 2000. Die größte Konferenz, die prominent besetzte und dicht
programmierte World InfoCon findet von 13. bis 14. Juli 2000 im Centre
Brussels 2000 statt. Künstler, Experten, Nachrichtendienstmitglieder,
Wissenschafter und Politiker erörtern die wichtigsten Fragen der
Infosphäre.

Europa ist Österreich!

Ein wichtiger Punkt ist aber auch das Lobbying in den von
worldinformation.org angesprochenen Bereichen: "Weil wir nun schon
einmal in Brüssel sind", so Konrad Becker, t0-Chef und Mastermind von
world-information.org, "konzentrieren wir uns auf politisches Lobbying.
Was übrigens etwas desillusionierend ist. Auch auf europäischer Ebene
gibt es nicht viel mehr Verständnis für kulturelle, nicht-kommerzielle
und nicht-staatliche Anliegen in Bezug auf die neuen Medien als in
Österreich."

"Mit einem Fuß im Schuldenturm"

Dabei hatte man es hierzulande schon fast geschafft. Bis eine neue
Regierung kam. So wurden sämtliche Projektgelder für
world-information.org von Seiten des Außenamtes, des
Wissenschaftsministeriums und der Kunstsektion des Bundeskanzleramtes
zurückgezogen. Becker: "Wir wurden fallengelassen wie eine heiße
Kartoffel".

Keine angenehme Situation, vor allem auch für Becker selbst, der
persönlich für das Projekt haftet: "Ich steh' mit einem Fuß im
Schuldenturm. Eine Förderung von Seiten der Stadt Wien hat mich quasi
vor dem Gefängnis bewahrt". Von "Brüssel 2000" erhält t0 in Form von
Infrastruktur, Personal und Finanzen ein Gesamtbudget von sieben
Millionen Schilling.

"Von der Umweltbewegung lernen"

Auf die Frage, wie man dermaßen komplexe Themen an die Zielgruppe
bringen kann, um die es letztendlich geht, nämlich den
durchschnittlichen Netizen, der von einem Großteil relevanter
Information ausgeschlossen bleibt und den Rest manipuliert vorgesetzt
bekommt, antwortet Becker: "Wir versuchen in diesem Punkt von der
Umweltbewegung der 70er und 80er Jahre zu lernen. Aber wir arbeiten hier
leider mit einem Taschengeld und müssen aufpassen, dass das Projekt
nicht in der Mitte durchbricht."

Schließlich solle keine Wanderausstellung, sondern eine bleibende
Struktur geschaffen werden, innerhalb derer die schwer vermittelbaren
Themen von world-information.org einfach, aber nicht simplifiziert für
ein breites Publikum aufgearbeitet werden. Auf der Website gibt es schon
einen Newsroom mit Informationen, Meta-Informationen und Links zum
weiten Feld der Informationstechnologie und ihren gesellschafts- und
sozialpolitischen Implikationen.

Aktionismus garantiert

Dass Medienaktivisten wie Rtmark oder das Critical Art Ensemble trotzdem
nicht Bilder malen oder plumpe Statements abgeben, damit jeder sofort
weiß, worum's geht, versteht sich von selbst. Sie versuchen mit ihrer
üblichen Mischung aus Ironie und konzeptioneller Kunst aktuelle
Entwicklungen rund ums Netz auf höchstem theoretischen Niveau zu
verarschen.

Rtmark werden einen eigenen Messestand für "Captain Europa" betreiben
und sämtliche Mechanismen der Propaganda für diesen fiktiven Counterpart
zu "Captain America" durchspielen. Das Critical Art Ensemble
thematisiert das "Human Genome Project", bei dem für die Entschlüsselung
der menschlichen DNA nur die Messdaten einer einzigen Frau hinzugezogen
wurden. Das Critical Art Ensemble verehrt diese Frau und hat den "Cult
of the New Eve", einen Eva-Kult, gegründet. Ganz im Stile der Zeugen
Jehovas werden sie versuchen, bei der Ausstellung Gläubige anzuwerben.

Aus Österreich nehmen Oliver Ressler, Max Moswitzer und die
Künstlergruppe Monochrom an world-information.org teil, das von November
bis Dezember übrigens in Wien gastieren wird. Auch hierzulande soll ein
hochkarätiges Symposion zum Programm gehören, an der Planung wird noch
gearbeitet. ON Kultur wird berichten.

updated: 27.06.2000 by werner
 
 
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