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Ach, die Kultur!

Michael Häupl muss einen Nachfolger für Peter Marboe finden. Revitalisiert die SPÖ ihre alte Liebe zur Kultur?

Wolfgang Paterno und Peter Schneeberger
"profil"-online, 02.04.2001


Wien. Michael Häupl muss einen Nachfolger für Peter Marboe finden. Revitalisiert die SPÖ ihre alte Liebe zur Kultur? Von Wolfgang Paterno und Peter Schneeberger

Die Kultur? Damit hatte man doch bloß Scherereien. Wiens Kulturstadträtin Ursula Pasterk nannte ihre Abteilung 1995 das "Ideologie-Ressort" der Partei, Burgtheater-Impressario Claus Peymann adelte den Skandal zur Grundausstattung seiner Intendanz, und die Salzburger Festspiele servierten ihrer Klientel Inszenierungen, dass diese sich am Champagner verschluckte.

Da konnten die bösen Buben von der FPÖ in aller Ruhe ihre Mörser in Stellung bringen: "Lieben Sie Peymann, Jelinek und Turrini - oder lieben Sie Kunst und Kultur?", hallt es noch heute allen in den Ohren, wenn die Sprache auf die Kulturpolitik der neunziger Jahre kommt.

SPÖ-Bundeskanzler Viktor Klima reagierte wie bekannt. Listig erklärte der vorläufig letzte SPÖ-Kanzler 1997 die Kultur zur Chefsache - bloß um sie damit nachhaltig zu demontieren. Sein Staatssekretär Peter Wittmann veranstaltete wenig glamouröse "Künstlerfeste", das anno 1998 herausgegebene "Weißbuch Kultur" wurde bald als Makulatur angesehen.

Da nahm Wiens Bürgermeister Michael Häupl das bestürzte Kopfschütteln der Intellektuellen gerne in Kauf, als er 1996 Ursula Pasterk unfein aus dem Kulturstadtamt entließ und den smarten ÖVP-Mann Peter Marboe
installierte.

Kultur ade

Selbst nach dem erdbebenartigen Wahlsieg vom 25. März hielt es Häupl für "keine doofe Idee", Marboe erneut als Kulturstadtrat zu installieren - und sich damit die Kultur vom Leibe zu halten. Die Trennung von SPÖ und Kultur schien endgültig besiegelt. Doch am Freitag verkündete Wiens VP-Chef Bernhard Görg: Die Wiener ÖVP geht in Opposition.

Jetzt herrscht Rätselraten, wer Peter Marboe nachfolgen soll. Selbst engste Mitarbeiter Häupls zucken bloß mit den Schultern. SP-Kultursprecher Ernst Woller: "Häupl entscheidet die Nachfolge ganz allein." Von Häupl war bloß zu erfahren, dass er sich die Personalentscheidungen "gut überlegen" und über die Ressortaufteilung zu Ostern nachdenken werde.

Wer hat die besten Karten? Gerald Matt, derzeit Chef der Wiener Kunsthalle, wird regelmäßig genannt. Er ist geschickt, steht der SPÖ nahe und gilt als Häupls Geheimfavorit. Doch er will nicht. "Mein Herz gehört der Kunsthalle", winkt er ab. Jedoch wird keiner der Kunstgranden Häupls ausgestreckte Hand so leicht ausschlagen können: "Sonst ist er beim Bürgermeister unten durch und braucht mit keinem Anliegen mehr
vorstellig werden", so ein Insider.

Neben Josef Cap ("Ich stehe definitiv nicht zur Verfügung") und dem notorisch in Nachfolgediskussionen verwickelten Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder ("An der Sache ist nichts dran") werden vor allem
Kunst-Sektionschef Andreas Mailath-Pokorny Chancen eingeräumt. Der ehemalige Vranitzky-Sekretär betont zwar, dass er mit dem, was er jetzt tue, "sehr zufrieden" sei. Unter Journalisten gilt jedoch als ausgemacht, dass er auf der Abschussliste seines Vorgesetzten Franz Morak stehe.

Nein, danke

Und Ernst Woller, immerhin Kultursprecher der Wiener SPÖ? Meinte er zuerst noch, dass sich niemand einer "derart interessanten Aufgabe verschließen könne", gibt er gegenüber profil zu Protokoll: "Das
Kulturstadtamt zu übernehmen würde eine Minderung meiner Lebensqualität bedeuten. Ich will meine Kinder nicht vernachlässigen."

Jetzt rächt sich, so scheint es, der stiefmütterliche Umgang der SPÖ mit den Kulturagenden. Seit dem Abgang von Kulturminister Rudolf Scholten galt die Kultur der SPÖ bloß als Rangiergut bei Koalitionsverhandlungen. Nun hat Häupl die Chance, verlorenen Boden wieder gutzumachen und der
brachgelegenen roten Kulturkompetenz neues Profil zu verleihen. Der ehemalige Umweltstadtrat könnte aber auch alle überraschen. Gerüchte besagen, dass noch vor geraumer Zeit überlegt wurde, das Kulturstadtamt
überhaupt abzuschaffen.

updated: 03.04.2001 by werner
 
 
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