gesetze

_>


 | konzession  | veranstaltungen

ig kultur wien

_>


 | handbuch  | vergnügungssteuer

kultur

_>


 | förderungen  | veranstaltungen

medien

_>


 | medienkonferenz 1999

pressemeldungen

_>


 | gesellschaft  | politik

soziales

_>


 | pflegeeltern

vereinswesen

_>


free4u


 | anmeldung für eine eigene seite bei action.at

search


 | suche auf action.at

 

Die Wiener Parteien und die Kultur

Die kulturpolitischen Programme der im Wiener Gemeinderat vertretenen Parteien

Sabine Oppolzer
"ORF Kultur"-online, 03.03.2001


Titelverteidiger ist Kulturstadtrat Peter Marboe. 1996 hat er dieses Amt von Ursula Pasterk übernommen. Damit ist er seit vielen Jahrzehnten (ausgenommen das kurze Intermezzo eines KP-Kulturstadtrates) der erste nicht-sozialdemokratische Kulturstadtrat.

Bereit zum Dialog

Damals ist er mit Schlagzeilen wie "das Ende der Versteinerung" angetreten. Inzwischen ist Peter Marboe aber so etwas wie "Everybody's Darling" in Wien geworden. Er verweist darauf, dass laut Umfragen 88% der Wiener die städtische Kulturpolitik bejahen. Und das, obwohl Marboe die nur mit 15 Sitzen im Gemeinderat vertretene ÖVP repräsentiert. Dialogbereitschaft steht ganz groß auf seinem Banner.

Er selbst sieht seine Stärke darin, an keiner Konsensneurose zu leiden. Anstatt einer chaotischen Tanzszene gäbe es heute ein eigenen Tanzhaus, statt eines Stillstands in der Kinderszene gäbe es heute ein Kinderkreativzentrum im Museumsquartier, so Marboe.

Marboe statt Chaos?

Wo vorher Chaos war, ist jetzt also Marboe. Außerdem hält er sich zugute den Arnold-Schönberg-Nachlass noch im allerletzten Moment von der Familie Schönberg für die Stadt Wien erworben zu haben. Als Meilenstein bezeichnet er aber auch die Fertigstellung des Mahnmals am Judenplatz, das "weltweit anerkannt ist," so Marboe.

Ungerechtfertigtes Lob

Ernst Woller, der Kultursprecher der Wiener SPÖ, wirft Peter Marboe aber vor, Sympathiepunkte zu ernten, die eigentlich der SPÖ gebührt hätten. Der Kulturstadtrat hätte lediglich mit bestechendem Charme etliche
Kulturprojekte, die von den mit 43 Sitzen vertretenen Sozialdemokraten im Gemeinderat durchgesetzt worden waren, eröffnet. Damit meint er die Kunsthalle light, die Drittnutzer im Museumsquartier oder das für das
kommende Frühjahr geplante große Weltkunstfestival im Rahmen der Veranstaltung "Wien ist andersrum".

Kantiger und mutiger

Im Großen und Ganzen ist Ernst Woller aber zufrieden mit dem Kulturstadtrat. Die zentrale Frage für ihn ist jedoch, wie geht's weiter? Für ihn hat Peter Marboe nur die von Ursula Pasterk auf Schiene gelegten Projekte wie das Museumsquartier (MQ) oder die Kunsthalle adaptiert. Er tritt für eine "mutigere, gestalterische und kantigere Kulturpolitik ein".

Förderungswürdiges Depot

Während Peter Marboe also konservative Politik macht, betrachtet Ernst Woller kunst- und regierungskritische Projekte für förderungswürdig. Dazu zählt er das Depot im MQ, das alleine 25.000 Besucher pro Jahr verzeichnet oder Public Netbase, eine Initiative, die sich von Franz Morak ausgehungert fühlt.

Strukturelle Änderungen

Peter Marboe sieht seine fundamentalen Verdienste vor allem im strukturellen Bereich. Er ist stolz darauf, dass während seiner viereinhalbjährlichen Amtszeit der Einfluss der Politik in den großen Kulturvereinen zurückgedrängt wurde. "Jetzt gibt es eine Unvereinbarkeitsklausel", so Marboe. Auch die Drei-Jahres-
Subventionsverträge für Theater habe es vorher nicht gegeben oder die Restitution. Mit einem Wort: Für Marboe gibt es keinen einzigen Punkt in der Wiener Kulturpolitik, der sich nicht verbessert habe.

"Weiterhin Ideologieressort"

Die Kultursprecherin der FPÖ, Heidemarie Unterrainer ist da anderer Meinung. Sie meint, das Kulturressort sei als Ideologieressort erhalten geblieben. Als Beispiel führt sie das Schlingensief-Projekt bei den
vergangenen Festwochen an: "So hat noch niemals ein Kulturstadtrat das Kulturressort missbraucht, indem ein Intendant (Anm.d.Red.: Luc Bondy) seine politischen Vorstellungen ganz einfach umsetzt, um so - unserer Meinung nach - dem Ruf Österreichs zu schaden. Das ist etwas, was zutiefst kulturlos ist", echauffiert sich Unterrainer.

"Verletzung religiöser Lehren"

Sie wirft Peter Marboe vor, Projekte gefördert zu haben, die religiösen Lehren verletzten. Oder Obszönitäten wie die Eröffnung der Kunsthalle im Wiener Museumsquartier. Nach Forderung der Freiheitlichen soll
Kulturpolitik vor allem das kulturelle Erbe bewahren, die großen Theater, die Sprache und die historischen Bauwerke. Ein ganz großes Thema ist für sie die Koordination von Bildung und Kultur. Sie sieht den
österreichischen Musikernachwuchs ins Hintertreffen geraten, weil die Musikerziehung nicht bei der Kultur ressortiert.

Einigkeit bei den Kindern

Die jüngsten Staatsbürger scheinen der kleinste gemeinsame Nenner zu sein, bei dem sich alle im Gemeinderat vertretenen Parteien treffen. Auch die Wiener Grünen, deren Programm vor allem auf experimentelle Kunst und die Förderung mehrsprachiger Kulturprojekte zielt, wollen den Zugang der Jugend zur Kunst fördern. Marie Ringler, die ehemalige Geschäftsführerin von Public Netbase ist die neue Kultursprecherin der Grünen. Sie tritt für den freien Zutritt zu Museen ein, und zwar für alle Schüler und Jugendlichen, die noch in Ausbildung stehen.

Für Medien- und Netzkunst

Auch Ernst Woller will sich nicht nur für junge Künstler und Künstlerinnen, neue Medienkunst und Netzkultur stark machen. Angesichts der Erfolgsgeschichte des Wiener Kindermuseums im MQ, das jeweils schon vor den Ausstellungseröffnungen ausverkauft ist, will er einen Schwerpunkt bei den jüngsten Stadtbewohnern setzen. Er plädiert für ein Kindertheaterhaus im Residenzkino im MQ sowie für ein Kinderkunstzentrum beim Fürstenhof (Mariahilfer Straße), wo ein Kindermuseum, ein Kindertheaterhaus und Kinderinformationsstelle über Kunst und Freizeit eingerichtet werden sollen.

Marboes Pläne

Das neue Kinderkulturzentrum am Fürstenhof liegt auch Peter Marboe am Herzen, der die Schwerpunkte ansonsten auf "Kunst am Bau", "Kunst im öffentlichen Raum" setzt. Auch einen Tausch zwischen Theater an der Wien und der Wiener Volksoper lässt er gerade von einer Betriebsberatungsfirma auf ihre Wirtschaftlichkeit prüfen. Eine Reglementierung der Einkommen von Kulturmanagern ist vorgesehen.

Den Punkt der Postenvergabe in der Kulturpolitik wollen sowohl die Grünen als auch die LIF aufgreifen. Die frisch gespaltene und reformierte LIF will gegen die Einmischung der Politik in die Kultur ins Feld ziehen.



updated: 03.03.2001 by werner
 
 
artists communication theory information organizations network
==== ©reated '98-'01 by a.c.t.i.o.n. ====