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Neuer Anlauf für die Förderung von Sponsoring

Kunststaatssekretär Morak will ein Konzept für Mäzene und Sponsoren erarbeiten lassen. Das Finanzministerium bleibt vorerst skeptisch.

BARBARA PETSCH
"Die Presse"-online, 28.02.2001


"Die Absetzbarkeit von Aufwendungen für Kunst als Sonderausgabe wird im Rahmen der Steuerreformgruppe behandelt." Eine spröde Formulierung, die aber viel verspricht, steht sie doch im VP-FP-Koalitionsabkommen unter "Kunst und Kultur". Kunststaatssekretär Franz Morak will nun ein Konzept erarbeiten lassen, wie die Steuer-Anreize für Sponsoren und Mäzene zu verbessern wären bzw. Kunstförderung von Privatpersonen wie von Firmen generell steuerlich geltend gemacht werden könnte.

Eine der Ideen: Kunstankäufe sollen steuerlich absetzbar werden. Gerade bei bildender Kunst wird viel ohne Rechnung verkauft, das ginge nicht mehr, wenn der Käufer seine Erwerbung von der Steuer absetzt.

Streit der Lobbies

Man bekäme so, vereinfacht gesagt, den "schwarzen Markt" in den Griff: Weil mehr Künstler ihre Verkäufe offiziell abwickeln, diese damit versteuern müssen, verliert der Finanzminister kein Geld. Das war nämlich bisher immer das Haupthindernis für eine großzügigere steuerliche Behandlung von Kunstkäufen.

Im Finanzministerium weiß man zwar, daß sich "etwas tun soll" bei Kunst und Steuern, ist aber skeptisch, ob das Staatssekretariats-Modell funktionieren kann: aus sachlichen Gründen; offizielle Verkäufe, die vom
Künstler versteuert werden, wären dann auch beim Käufer absetzbar, also gäbe es sehr wohl einen Steuer-Entfall; und zwar einen beträchtlichen, weil vor allem gut verdienende Künstler ihre Verkäufe versteuern und eher die "armen" Künstler "schwarz" verkaufen. Außerdem ist die Causa ein Politikum: Wenn Kunstankäufe steuerlich absetzbar sind, werden andere Lobbies auf ähnliche Regelungen drängen, etwa humanitäre Organisationen, bei denen es um vier bis sechs Milliarden Schilling im Jahr geht. Der Einnahmen-Entgang im Falle einer Steuerbefreiung in diesem Bereich wäre erheblich.

Bevor keine "Punktation" des Staatssekretariats vorliegt, was nun genau geplant ist, will das Finanzministerium keine offizielle Stellungnahme abgeben.

Wifo-Gutachten

Als Termin für Maßnahmen ist die Steuerreform 2003/2004 ins Auge gefaßt. Morak will aber schon vorher etwas unternehmen, heißt es in seinem Büro. Gerhard Lehner vom Wirtschaftsforschungsinstitut soll ein Gutachten über die Möglichkeiten erarbeiten. "So?", reagiert dieser auf Anfrage der "Presse" erstaunt. Es habe ein Gespräch mit Morak gegeben, einen offiziellen Auftrag für eine Studie habe er aber noch nicht.

Man müßte Abgrenzungen machen, denn "es wird ja nicht gewünscht sein, daß jemand, der für 300 Millionen Schilling einen Rembrandt kauft, diesen von der Steuer absetzen kann", wählt Lehner griffige Beispiele.

Halbherzige Förderungen

Die Sache sei nicht ganz unkompliziert, aber bis Jahresende oder erste Hälfte 2002 wäre das Gutachten zu machen, das außer den Kunstankäufen noch Maßnahmen bei Sponsoring und Denkmalschutz umfassen soll, hat Lehner gehört.

Tatsächlich gab es immer wieder Regelungen für private Kunstfinanzierung in den letzten Jahren, wenn sie auch von Experten eher als halbherzig und punktuell qualifiziert werden: So sind zum Beispiel Spenden an
Museen bis zu zehn Prozent des Einkommens steuerlich absetzbar, desgleichen Spenden an Institutionen mit wissenschaftlichen Aufgaben - sowie Sponsoring, das öffentlich (etwa in Medien) bekannt gemacht wird
(Sponsorerlaß); Kunstsammler profitieren vom neuen Privatstiftungsgesetz. An direkter Künstlerförderung ist die Verteilung von Einnahmen auf drei Jahre zu nennen oder die Absetzbarkeit eines Pauschalbetrages für Arbeitsmaterial. Genaue Zahlen gibt es offenbar wenig, weder über einen etwaigen "Schwarzmarkt" bei bildender Kunst noch über private Kunstfinanzierung generell. Klar ist aber, daß das Interesse an kulturellem Engagement gestiegen ist: von Sachspenden von Firmen an Kulturveranstalter im regionalen Bereich bis zu Banken und Versicherungen, die sich im größeren Stil und mit professioneller Betreuung eigene Kunstsammlungen zulegen. Oder eigene Kunsthallen betreiben (Kunstforum der Bank Austria, die Bawag- oder die Generali-Foundation).

Gewaltige Impulse

Die Initiative "Wirtschaft für Kunst", die alljährlich den "Maecenas", einen undotierten Preis für Sponsoren vergibt, schätzt das Sponsoring-Volumen in Österreich auf 500 Millionen Schilling. In Deutschland werden jährlich, ebenfalls nach Schätzungen, 850 Millionen DM für Sponsoring und Mäzenatentum ausgegeben, in Amerika 875 Mill. Dollar.

Im Vorjahr beteiligten sich am "Maecenas"-Wettbewerb 90 Unternehmen mit 108 Projekten für knapp 70 Millionen Schilling, offenbar sind die einzelnen Beträge gering, vor allem im Vergleich zur milliardenschweren
öffentlichen Kunstförderung. "Die generelle steuerliche Absetzbarkeit von Sponsoring und von Kunstankäufen wurde nach einem Entwurf von uns schon vor zwei Jahren im Kulturausschuß des Parlaments behandelt", sagt Brigitte Kössner von der Initiative "Wirtschaft für Kunst": "Egal, ob der Finanzminister damit Geld verliert, der Impuls einer solchen Maßnahme wäre gewaltig, nicht nur für die Kultur, sondern auch für die Wirtschaft."


updated: 01.03.2001 by werner
 
 
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