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Hungerkunst

depot in not

Friedrich Tietjen
"ORF Kultur"-online, 22.02.2001


War in den vergangenen Jahren das Interesse an den von Kafka so geschätzten Hungerkünstlern sehr zurückgegangen, scheint es hier gerade in der letzten Zeit eine echte Trendwende gegeben zu haben; allerdings befleißigen sich die Auserwählten eher un(frei)willig dieser Disziplin. Zu den Stars - auch Institutionen können hungern - zählt dabei in Wien sicher das Depot. 1994 gegründet, wurde es mit seinen
Veranstaltungsreihen und Diskussionen zu Fragen zeitgenössischer Kunst zu einem Knotenpunkt der österreichischen Kultur und gewann Renommee weit über die Grenzen des Landes hinaus.

Empfehlungen ohne Zusagen

Obwohl dem Depot schon zu schwarz-roten Zeiten nicht unbedingt Regierungsnähe zu attestieren war, stand die Förderung durch die Kunstsektion des Bundeskanzleramts damals grundsätzlich nicht zur Disposition. Die neue Finesse der Hungerkunst besteht nun im steten Wechselspiel von Hoffnung und Enttäuschung: Nachdem die Förderung für 2000 erst im August des gleichen Jahres bewilligt worden war, lassen Zusagen für 2001 immer noch auf sich warten - und das, obwohl der alte Kunstbeirat des Bundeskanzleramtes bereits im November 2000 die weitere Förderung des Depots empfohlen hatte.

Notbetrieb dank Nothilfe

Das Depot läuft währenddessen im Notbetrieb. Weil das Budget im vergangenen Jahr von 3,5 Millionen Schilling auf 2,8 Millionen Schilling gekürzt worden war, mussten schon im Oktober 2000 alle Angestellten
gekündigt und die Öffnungszeiten und das Veranstaltungsprogramm drastisch reduziert werden; an Ankäufe für die Bibliothek ist seit langem nicht nicht mehr zu denken. Vor der völligen Schließung wurde das Depot durch eine einmalige Förderung der Stadt Wien in Höhe von 300.000 Schilling bewahrt, mit der bis jetzt die Fixkosten bestritten werden konnten. Sollten allerdings Mittel oder wenigstens verbindliche Zusagen seitens des BKA weiter ausbleiben, droht dem Depot im April das endgültige Aus.

Pause durch Umbau

Das wäre um so bedauerlicher, als sich erst vor wenigen Wochen die strittige Frage nach dem Verbleib des Depots im Museumsquartier endlich geklärt hatte: War es in den Planungen der Betreibergesellschaft
anfänglich überhaupt nicht berücksichtigt, konnte nun ein Mietvertrag bis März 2004 fixiert werden. Allein die Umbauten werden zu einer Zwangspause ab Ende April führen; im September könnte das Programm in den als Ausweichquartier zur Verfügung gestellten Räumen des Architektur Zentrum Wien weitergeführt werden - wenn die Finanzierung gesichert wäre.

Keine Bestätigung

In der Kunstsektion des Bundeskanzleramts hält man sich indes bedeckt. Warum den Vorschlägen des alten Beirates nicht gefolgt wurde, wird in der Abteilung II/1 mit der angespannten Budgetsituation der Sektion begründet; dass andererseits Gelder für nicht empfohlene Projekte bewilligt wurden, wird nicht weiter kommentiert. Dass in seiner Sitzung in der vergangenen Woche sich auch der neue Beirat für eine Förderung
des Depots ausgesprochen habe, wurde nicht bestätigt - die Fülle der Einreichungen mache ohnehin eine weitere Sitzung Anfang März erforderlich; erst danach könne mit Ergebnissen gerechnet werden.

Schleichende Auszehrung

Ob dann eine neuerliche positive Empfehlung für das Depot von Staatssekretär Morak bestätigt würde, ist allerdings ungewiss. Und sollten die Gelder tatsächlich später im Jahr bewilligt werden, müsste das Depot wieder von Null anfangen. Der Notbetrieb wird dem Profil des Depots nur noch rudimentär gerecht und zehrt am sozialen und inhaltlichen Kapital der Institution. Schon jetzt wurden geplante Projekte und Kooperationen auf Eis gelegt oder abgesagt, haben sich die ehemaligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Teams neue Jobs suchen müssen. Auch Kafkas Hungerkünstler ist schließlich aus Mangel an Nahrung gestorben: "'Nun macht aber Ordnung!' sagte der Aufseher, und man begrub den Hungerkünstler samt dem Stroh."


updated: 24.02.2001 by werner
 
 
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